Martin Kind drischt mal wieder auf alles ein. Schuld sind mal wieder die anderen. Nur er schwebt unantastbar über allem.
Autor :
Die Erleuchtung
Datum : 23.02.2010
Genug der Analysen
Protest auf Papier
Die Situation von Hannover 96 wird von Spieltag zu Spieltag finsterer. Ein Umdenken und Umlenken ist - personellen Umbesetzungen zum Trotz - nicht zu erkennen. Statt sich der Situation zu stellen und die vielen eh schon lodernden Feuer zu bekämpfen, fährt einer seine ganz eigene Strategie und entfacht den nächsten Flächenbrand: Martin Kind wird in den Schaumburger Nachrichten mit den Worten zitiert: "Die Hannoveraner und die Region reagieren wie die Mannschaft. Wir haben in Hannover diesen negativen Kreislauf, es kotzt mich an. Sie sollten ‘mal die Mannschaft in der Krise unterstützen." Und weiter: "Eigentlich haben es die Hannoveraner gar nicht verdient, dass man für sie kämpft."
Wir sehen uns als Hannoveraner und fühlen uns somit direkt von Herrn Kind angesprochen. Warum wir, und die anderen 96-Fans, die die Mannschaft zu Hause oder in der Ferne unterstützen, es nicht wert sein sollen, dass man für uns kämpft, erschließt uns nicht so richtig.
Analyse: Der Fisch stinkt vom Kopf!
Die Kunden, die ich rief...
Guckt man sich die Kind'schen Worte genauer an, scheint sein Problem vor allem zu sein, dass die Zuschauerzahlen nicht stimmen. Damit liegt er sogar richtiger, als man es ihm zugestehen möchte. Nur: Das Problem ist hausgemacht. Vom Chefkoch persönlich. Seit seiner Machtübernahme ist Kind bestrebt, eine Marke zu installieren und Kunden zu gewinnen. Er wird und wird nicht müde, dies in jedes Mikrofon zu diktieren. Doch Kunden halten nur zu einer Marke, solange diese im Trend liegt und erfolgreich ist. Fans, die zu einem Verein - ihrem Verein! - stehen, sind diesem auch in der Krise treu. Doch Kind wollte Kunden. Die hat er nun.
Trainerwechsel
Weiterhin ist festzustellen, dass die Lernprozesse, die Kind seit Jahren beschwört, immer noch nicht abgeschlossen und auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Aus Fehlern wird nicht gelernt, sie werden wiederholt. Jüngstes Beispiel der Saison: Bereits vor der Sommerpause war klar, dass die Zweckgemeinschaft zwischen Mannschaft und Trainer Dieter Hecking ihr Ende erreicht hatte. Statt den nötigen Schnitt zu machen, durfte Hecking die Saisonvorbereitung machen und wurde - wie überraschend! - nach dem verkorksten Saisonstart entlassen. Andreas Bergmann musste eine Mannschaft übernehmen, die er nicht zusammengestellt und nicht ausgerichtet hatte. Zur Winterpause hin die gleiche Sachlage erneut: Die Spiele gegen Gladbach und Bochum zeigten, dass es erneut Handlungsbedarf auf der Trainerbank geben könnte. Doch wieder wurde die Notbremse zu spät gezogen. Wieder wurde der Trainer erst nach der Vorbereitung gefeuert, wieder musste ein neuer Trainer eine Mannschaft übernehmen, die er selbst nicht prägen konnte. Entweder handelt man in so einer Situation zu Beginn der Saisonunterbrechung oder man handelt gar nicht. Auf keinen Fall jedoch so.
Umgang mit Spielern und Trainern
Apropos Entlassungen: Die Art und Weise, wie diese unter dem Regime von Herrn Kind durchgeführt werden, sind ein weiteres Problem. Erst wurde Michael Tarnat zwischen Tür und Angel mitgeteilt, dass man ihn alsbald vom Hof jagen würde (zwar angeblich von Dieter Hecking; eine öffentliche Entschuldigung des in letzter Instanz Verantwortlichen hat es unseres Wissens nach jedoch nie gegeben). Dann wurde Andreas Bergmann unter ebenso unschönen Umständen entlassen. Schließlich noch die Torhüter-Frage (berechtigt oder nicht), die so nie hätte gestellt werden dürfen. Dass dieses Verhalten auch bei den Spielern bleibende Spuren hinterlässt, ist wenig verwunderlich. Es gibt einfach Dinge, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Doch da wäre ja:
Die Mediengeilheit
Es ist schlicht und ergreifend unerträglich, dass Kind es nicht sein lassen kann, in jeden offenen Notizblock eines jeden Reporters, etwas hinein zu diktieren. Wie kann es sein, dass jeder Journalist die Telefonnummer des Präsidenten im Handy gespeichert hat und dieser quasi Tag und Nacht für die Berichterstatter zu erreichen ist? Schlimmer noch: Mit einem der Schmierfinken einer hannoverschen Gazette soll Kind regelmäßig beim Tennis-Match zu sehen sein. In anderen Vereinen sucht man krampfhaft den Maulwurf in der Mannschaft, in Hannover ist der Maulwurf der Leithammel persönlich.
50+1 statt 96
Kinds Lieblingsthema, von dem alle, die eine andere Meinung dazu vertreten, bestenfalls keine Ahnung haben. Gerne wird auch mal von Idioten gesprochen. Über Monate zieht sich nun diese Debatte, über Monate wird es immer klarer, dass es für Kinds Vorhaben in der DFL keine Mehrheit gibt, über Monate droht Kind mit dem Rechtsweg. Monate des Drohens, in denen die Entwicklung bei 96 Kind offenkundig aus dem Fokus geraten ist. Statt sich um die Probleme vor Ort zu kümmern, werden krampfhaft Kämpfe gegen ganz Fußballdeutschland geführt. Ob diese Kämpfe der "Marke 96" wohl schaden oder nützen, sei nur am Rande gefragt.
Scouting und Beratung
Hat Hannover 96 eigentlich so etwas wie eine Scouting-Abteilung? Oder werden neue Spieler nur nach dem Motto "Ich glaube, ich hab da mal wen wo spielen sehen, der da jetzt nur noch auf der Bank sitzt" gekauft. Ein Masterplan ist nicht erkennbar. Hinzu jagt es einem eisige Schauer über den Rücken, wenn sich Kind mit Dieter Schatzschneider sehen lässt, mit dem er auch gerne zu Auswärtsspielen im gleichen PKW fährt.
Analyse
Garniert wird das ganze Chaos mit der Worthülse "Analyse". "Wir werden die Situation analysieren" ist der vermutlich am häufigsten verwendete Satz in der Geschichte von Hannover 96. Ist ja auch schön und gut. Nur wenn die Analysen nie zu Konsequenzen führen, sind sie nicht mehr als Beruhigungsversuche - bestenfalls mit Placebo-Effekt.
Für uns ist eines klar: Wir fühlen wir uns derzeit von den Spielern aufgrund der anhaltenden Arbeitsverweigerung verraten, sind aber bereit ihnen sofort zu vergeben, wenn sie endlich anfangen zu kämpfen, sich zu wehren und dabei auch ein bisschen Fußball spielen. Nur ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung möchten wir fühlen, bevor wir uns in der 2. Liga wieder finden. Selbstverständlich stehen die Spieler dafür in der Verantwortung, das Ruder rumzureißen!
Doch der Fisch stinkt vom Kopf aus! Das Chaos, das der Präsident anrichtet, ist seit langer Zeit die Basis für unstrukturiertes Handeln auf dem Transfermarkt, für eine mangelhafte Zusammenstellung des Kaders und für eine Gefühlslage auf den Tribünen des Niedersachsenstations, die nicht einmal mehr Enttäuschung, sondern nur noch Resignation zulässt. Die paar wenigen Fans, die Herr Kind noch nicht vergraulen konnte, kommen gegen das eisige Schweigen im Stadion nicht mehr an.
Uns ist bewusst, dass die von uns geplante Aktion vielleicht kein großes Medienecho erzeugen wird. Uns ist klar, dass am kommenden Sonntag beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg wahrscheinlich eher 10 als 10.000
Zettel in Richtung Osttribüne und VIP-Bereich gehalten werden. Dennoch wollen wir nicht komplett tatenlos zusehen, wie ein Präsident einen Verein zur Marke herunterwirtschaftet, Fans vor den Kopf stößt und Hannoveraner diskreditiert. Wir hoffen darauf, dass möglichst viele Zuschauer, eine oder mehrere
dieser Zettel in das weite Rund halten werden, um ihren Unmut und ihre Unzufriedenheit mit der Vereinsführung zum Ausdruck zu bringen. Kinds Drohung, Hannover 96 auch in der zweiten Liga erhalten zu bleiben, darf nicht unbeantwortet bleiben.