Sehr gerne beziehe ich nochmal Stellung..
Ich hab prinzipiell überhaupt nichts dagegen, dass Mirko Slomka über seine Arbeit erzählt. Ich habe aber sehr wohl etwas dagegen, wenn er dies über ein ganz bestimmtes, nationales Kampagnenschmierblatt tut.
Warum ist das ein Problem? Ganz einfach, es ist eine Filterung, ein Statement.
Warum stellt er seine Tagebucheinträge nicht einfach auf die 96 Homepage? Am besten sogar gleich auf englisch. Da wären sie nicht nur von allen, weltweit zu lesen, würden also noch viel mehr Menschen erreichen als ein nationales yellow-press Blättchen, sondern könnten von JEDER Zeitung und JEDER online-Plattform übernommen und abgedruckt werden. Das wäre dann nicht nur Werbung für ihn und seine Mannschaft, sondern auch für die 96-Homepage, da über die Quellenangabe sicherlich einige Neugierige auf die Seite lcoekn würde. Denn du hast recht, die Region und auch die nationalen Medien sind geil auf 96. Wenn man sich aber exklusiv eine Medienplattform AUSSUCHT, bleibt das ganze in einem kleinen, stigmatisierten Kosmos und man schrenkt sich selbst ein und erreicht einen viel kleineren Teil der Menschen.
Weshalb tut man das also? Wie die meisten Antworten in der heutigen Zeit ist auch diese entweder Sex oder Geld. In diesem Fall wohl zweiteres. Deswegen meine Frage... wieso hat er das nötog? Hat er nicht... Was dahintersteckt sind die egoistischen Gründe, sich mit der BILD gutzustellen.
Wieso macht er sich also damit angreifbar? Ganz einfach. Erstens hat die BILD keine Freunde. Punkt. Die BILD lässt dich fallen und zieht dich durch den Schmutz, sobald es die Auflage steigert. Das ist eine ganz einfache Logik. Gebt dem Mob zu fressen und schon frisst er dir aus der Hand. Das wusste man auch schon im alten Rom im Colosseum. Das weiß auch die BILD und handelt danach ohne Rücksicht auf verlusste. Gerne übrigens auch mit subtilen erpresserischen Maßnahmen.... und hier müsst ihr mir einfach mal vertrauen, ihr habt keine Ahnung, mit welchen hinterfotzigen Methoden bei der BILD menschliche Schicksale ausgenutzt werden.
Mit anderen Worten, je mehr Informationen die BILD über dich hat, desto leichter fällt es den Schmierfinken, dich festzunageln. Denn alles kann gegen dich verwendet werden. Vielleicht nicht jetzt, vielleicht nicht in dieser Saison oder der nächsten. Aber es reicht schon ein Zitat von anno dazumal um ein Bild zu kreieren, wenn es in eine Kampagne passt. Was ich schlimm finde, mit solch einer Serie zieht er auch noch andere mit rein (Torwartwechsel, seine Meinung über Spieler), die da sicherlich nicht ihr Ok zu gegeben haben.
Alles in allem bin ich immer wieder erschrocken darüber, wie blind die Machenschaften der BILD von den Menschen relativiert werden und wie von Lemmige alles hingenommen wird, ohne auch nur mal ansatzweise hinter die Kulissen zu sehen und skeptisch zu hinterfragen.
Das Slomka nun mit denen in einem Boot sitzt, schmeckt mir überhaupt nicht und ich dachte diese Tage wären seit seinem auch nicht ganz astreinen Angestelltenverhältnis für die TUI bei der WM In Südafrika vorbei.
Was Slomka macht ist Werbung. Und zwar nicht für 96, sondern für sich selbst. Für mich Werbung auf untersten Niveau, weil undurchdacht und unprofessionell und alles andere als unabhängig. Ich halte Slomka immernoch für einen sehr guten und intelligenten Trainer, aber menschlich hat sein BILD, Verzeihung, sein Bild bei mir durch diese Aktion sehr gelitten.
Noch mehr zu dem Thema BILD, zwar in einem anderen Kontext, aber die Basis und die Gründe bleiben dieselben:
Wir sind Helden hat geschrieben:
DIE ANFRAGE
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind als Werbeagentur mit der aktuellen BILD-Kampagne betraut, in der wir hochkarätigen Prominenten eine Bühne bieten, ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen.
Derzeit planen wir die nächste Produktionsphase für Frühjahr 2011. Die neu zu produzierenden TV- und Kinospots sowie Plakat- und Anzeigenmotive sollen die bestehenden Motive von Veronica Ferres, Thomas Gottschalk, Philipp Lahm, Richard von Weizsäcker, Mario Barth u.v.m. ergänzen.
Für diese Fortführung der Kampagne möchten wir sehr gern “Wir sind Helden” gewinnen.
Das schöne an der Kampagne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spendet in Namen jedes Prominenten 10.000,- Euro an einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck.
Lassen Sie uns gern telefonieren und die Details besprechen. Zur Detailinformation senden wir Ihnen bereits heute anbei einige weiterführende Informationen.
Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße aus Hamburg,
Jung von Matt/Alster Werbeagentur GmbH
DIE ANTWORT
Liebe Werbeagentur Jung von Matt,
bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -Kampagne mitmachen wollen:
Ich glaub, es hackt.
Die laufende Plakat -Aktion der Bild -Zeitung mit sogenannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von sogenannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.
Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bildzeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll´s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt kommt´s: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!
Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendeine pseudo -distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitzfindiges”, oder Clever- Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.
Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.
Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…
Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.
Die BILD -Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash -Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle -Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.
Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.
In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.
Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes