Picard96 hat geschrieben:
Ich liebe ja die griechischen Inseln. Korfu ist ja "die grüne" Insel, weil dort nicht alles verbrannt ist, zumindest im Frühjahr.
So ist es Captain, aber auch jetzt im Herbst ist noch alles grün.
Wir waren im Südwesten, in Agios Georgios Argyradon. An der Küste dort gibt es kilometerlange Sandstrände, gesäumt mit dünenähnlicher Landschaft und einem großen Brackwassersee. Dahinter kommen dann riesige Olivenwälder und es wird leicht bergig.
Die richtig hohen Berge befinden sich aber im Norden, bis überr 900m geht es da rauf. Alles bewaldet und zur Küste hin steil abfallend.
Traumhafte Buchten mit kiesigen Stränden, besonders schön die Ecke um Paleokastritsa.
Die Preise sind unterschiedlich. Wir hatten für einen Tag ein Quad geliehen und sind damit die halbe Insel abgefahren. Dafür haben wir 25€ gelöhnt, ein Spottpreis. Benzin kostet allerdings mehr wie bei uns, ca. 1,70 der Liter.
Auch in den Gaststätten sind die Preise extrem unterschiedlich. Wir hatten zwar in der Hotelanlage all-in, sind aber trotzdem dann und wann mal in die umliegenden Orte marschiert, um die einheimischen Gerichte und Getränke zu probieren.
Da gibts in der Strandkneipe das gezapfte 0,5er Bier zb. für schlappe 2,50€, während in einem ca. 5km abgelegenen Bergdorf der Wirt für 'ne Pulle Amstel gleich mal 3,80 aufgerufen hat.
Da gab's allerdings frisch vom Baum gefallene Walnüsse gratis dazu.
Komplett hochpreisig ist die Hauptstadt Korfu-Stadt, die hier von den Einheimischen, wie die ganze Insel, "Kérkyra" genannt wird. Ein Ausflug dort hin lohnt sich aber trotzdem unbedingt, wunderbare mittelalterliche Altstadt mit engen Gassen und quirligem Leben. Umgeben von zwei riesigen Festungsanlagen aus venezianischer Zeit.
Wer also mit den Lütten und dem lieben Frauchen unterwegs ist, der sollte besser das größere Portemonnaie einstecken (ich war mit 'nem Kumpel unterwegs, und der hatte logischerweise seine eigene Knete einstecken ...).
In fast jeder Gasse wird zwischen sinnlosem Trödel und tollen Sachen so ziemlich alles angeboten, was man sich vorstellen kann. In einem winzigen Laden hatten sie sogar noch ein 96-Europacup-Trikot hängen, zwischen den Shirts von Real, Chelsea, Barca und den Bayern. Hat aber nicht gepasst ...
Pflichtprogramm ist ein Ausflug in den Stadtteil "Kanoni". Dort befindet sich die Einflugschneise zum Flughafen, die Landebahn ist direkt an die Küste gebaut. Ein kleiner Damm davor führt (per pedes) rüber zum Stadtteil Vlacherna. In der Mitte dieses steinernen Dammes fliegen einem die Bomber ca. 15-20m direkt über den Kopf, sensationell!
Davor die "Mäuseinsel", die einst von der österreichischen Kaiserin Sissi regelmäßig besucht wurde, und auf der sich eine Kapelle aus dem 11./12. Jahrhundert befindet. Fluglärm hat's damals ja noch keinen gegeben ...
Apropos Sissi: Standardprogramm ist natürlich auch ein Ausflug zum "Achilleion", diesem kleinen Schlösschen auf einem Berg nahe Korfu-Stadt. Das ist das Ding, wo sich "ihre Majestät" im Film wegen ihrer Lungenkrankheit erholt hatte, und wo der Oberst Böckl das griechische Mädel mit den Rosen angebaggert hat:
"Du oréa Heléna! Schon kann ich griechisch, bin ein Naturtalent."
Später residierte hier auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. mehrmals.
Alles in allem ein wirklich toller Urlaub, und wir haben mit dem Wetter echt unverschämtes Schwein gehabt. Noch 3 Tage vor unserer Anreise hat es nur geschüttet, danach bis einen Tag vor Abflug das tollste Wetter was man sich vorstellen kann. Sonne pur von Morgens bis Abends, immer so zwischen 25 und 30°. Das ionische Meer hatte optimale 23° Badetemperatur, wir sind braun wie die Nüsse geworden.
Der letzte Tag begann erst mit Wolken und leichtem Nieselregen. Am Abend hatten wir dann ein Wahnsinns-Gewitter mit orkanartigem Sturm und Wolkenbüchen, kompletter Stromausfall in der gesammten Anlage, und der benachbarten Ortschaft, inklusive.
Wohl dem, der wie wir eine überdachte Terasse, einige Teelichter und zwei gute Flaschen mit korfiotischem, trockenem Rotwein hatte.
So wurde auch das Unwetter und der Stromausfall zu einem echten Urlaubserlebnis.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, das wir mit der einheimischen Bevölkerung durchweg nur gute Erfahrungen gemacht haben (mit einigermaßen gutem Englisch kommt man fast überall durch). Wir wurden stets mit einem Lächeln begrüßt, vom viel zitierten "Haß" auf Deutsche keine Spur. Man kann die Bewohner von Korfu sicherlich nicht mit der gesammten griechischen Bevölkerung gleichsetzen, von der wirtschaftlichen Krise im Land sind die Korfioten sicherlich etwas weniger betroffen, als viele arbeitslose Festlandgriechen, die weder vom Tourismus noch von eigenen landwirtschaftlichen Produkten profitieren können.
Auf Korfu jedenfalls haben wir aufgeschlossene, freundliche und hilfsbereite Griechen kennen gelernt, denen man nur wünschen kann, das sich das Land so schnell wie möglich wieder stabilisiert. Wenn überhaupt, ist man auf die eigenen (und europäischen!) Politiker maßlos stinkig. Da fallen dann auch mal laute und derbe Worte, und man wechselt besser so schnell wie möglich wieder das Thema.
Tolle Insel, herrliches Wetter, viele ursprüngliche Gegenden, die noch nicht vom Massentourismus geprägt sind, und jede Menge nette Menschen.
Wir würden wieder hinfahren!