indian96 hat geschrieben:
Meiner Meinung nach könnten Ultras bzw. aktive Fanszene mächtig punkten, wenn sie wieder ins Stadion kämen, ohne Bedingungen und sich auf ihre Stärke besinnen. Choreos, Stimmung ohne Phyro, und sämtliche Gewalt im Keim ersticken. Damit könnte man vielen der „normalen“ Fans gegenüber Größe zeigen und es könnte sich wieder etwas zum Wohle von 96 entwickeln.
Das ist eine eher sehr naive Wunschvorstellung. Da wirst du niemanden finden der das machen wird. Zurecht. Warum denn auch? Damit hätte man sich de Facto zu der Schoßhündchen Marionette machen lassen die Kind sich wünscht. Es ist sicherlich so das dieses, ich nenne es mal "hinterherweinen" der Stimmung der Ultras/Fanszene auch eine kleine Form der Genugtuung ist, aber garantiert nicht mal im entferntesten der eigentliche Grund für das Handeln.
Denn es geht weder darum anderen zu gefallen, noch darum immer gegen den Strom zu schwimmen. Man hat einen klaren Weg, Prinzipien, Werte die man verteidigt und eine Vorstellung wie man die Fankultur gestalten möchte und was dafür nötig ist. Ob man damit auf einer Linie mit anderen ist und dafür gefeiert wird, oder ob man damit aneckt und geschasst wird, spielt keine Rolle.
Dein Vorschlag wäre ja jetzt nichts anderes, als "Everbodys Darling" zu spielen. Damit würde man den kompletten Widerstand, Einsatz und das Prinzip Ultra/aktive Fanszene, wie es bundesweit und im Grunde sogar weltweit gelebt wird, ad absurdum führen.
Jedes zweite Zitat von irgendwelchen Weisen zum Thema Lebensgestaltung hat den Kern das man das machen soll woran man glaubt und nichts tun sollte um anderen zu gefallen.
Hällt sich da aber mal jemand dran ist es gleich Kindergarten und wird nicht akzeptiert. Ein typisches Beispiel für die Inkonsequenz unserer Gesellschaft.
indian96 hat geschrieben:
Aus der Sicht vieler 96 Fans haben sich die besonders die Ultras ins Abseits gestellt, also würde ich erstmal diese Fans versuchen zu überzeugen und dann Kind.
Und das wurde nicht bereits lang uns ausgiebig versucht? Der Streit fing doch nicht erst im Sommer an. Man hatte schon seit der Haarmann Geschichte nie eine Chance gegen die Propaganda von Kind und HAZ. Den Rest zu überzeugen ist unmöglich, das hat sich jahrelang gezeigt.
indian96 hat geschrieben:
Beide Seiten einigen sich auf eine Summe von z. B. 170.000 €, diese wird 96 nach der Saison spenden, wenn es keinen Phyrovorfall gab. Bei jedem Spiel mit einem Vorfall werden 5.000€ abgezogen und der Restbetrag geht an die Robert Enke Stiftung. Gibt es keinen Vorfall, erhöht Kind die Summe auf 250.000€. Wenn dann noch einer zündet muss er sich wirklich erklären.
"Wenn du nicht das machst was ich von dir will muss dieser kleine Welpe sterben". Eine ganz ganz miese Methode, die es Gott sei Dank niemals geben wird. Damit ist man vor 2 Jahren in Frankfurt schon richtig auf die Schnauze gefallen und das nicht nur bei der Fankurve. Da hat Bruchhagen einen ähnlichen Vorschlag gemacht, das man eine Summe x am Ende der Saison an die DKMS Stiftung spendet und jeder Pyrostrafe davon abgezogen wird. Das ist widerlich, sorry. Und eben deswegen zurecht bundesweit auf heftige Kritik gestoßen.
Vor allem aber sollte man doch nochmal trotz aller Hysterie das Thema Pyro ganz nüchtern betrachten. Nur so kann man das notwendige Verständnis für die Zünder bzw. Pyro Anhänger aufbauen, um entsprechend irgendwelche sinnvollen Lösungsvorschläge zu bringen.
Denn was ist eigentlich genau das Problem?
Ich war vor kurzem auf einem Konzert bei dem im Innenraum immer wieder Bengalos gezündet wurden. Ich stand ein paar mal direkt daneben und ich bin total geflasht gewesen wie damit umgegangen wurde. Die Zünder haben kurz eine "Vorwarnung" gegeben und selbst wenn es jemand nicht mitbekommen hat, hat er spätestens das zischen gehört. Noch bevor die Fackel überhaupt brannte wurde genug Sicherheitsabstand von allen Umstehenden eingehalten.
Aber nicht nur das eben ALLE Umstehenden richtig Spaß daran hatten, das eigentlich krasse war das dann irgendwann die Ordner kamen und anders als man es als Fussballfan erwartet hätte den Zünder nicht in Gewahrsam genommen hat, sondern ihn hat zünden lassen und ihm dann einen Eimer mit Sand hingestellt. Darin wurde die Bengalo dann entsorgt, Deckel drauf und die Ordner waren wieder weg.
Darüber sollte wirklich mal jeder Nachdenken. Es gab keinen Stress, es gab super Stimmung, es gab keine Gefahr (weil sich der Zünder nicht vermummen musste, nicht flüchten musste und damit gar eine Fackel wegwirft o.ä., keine gefährliche Versionen die sich besser schmuggeln lassen benutzt wurde, usw) und vor allem gab es im Nachhinein keine Geldstrafe vom Konzertverband Deutschland an die Band.
Denn genau das ist der springende Punkt. Diese Geldstrafe ist doch völlig absurd und der eigentliche Auslöser für die ganze Diskussion. Wie groß wäre denn noch die Empörung der großen Masse, wenn die Vereine keine Geldstrafe zahlen müssten!? Wer würde sich denn noch dafür interessieren was "die da" bei sich im Block machen? Ein mögliches Verletzungsrisiko gehen doch eh nur die Zünder und ihre umstehenden Freunde ein.
Der einzige unmittelbare Schaden der entstehen könnte, wäre ein Sachschaden. Da bräuchte man dann nicht darüber diskutieren das dieser natürlich vom Verursacher oder von der ganzen Kurve als Solidaritätspende bezahlt wird.
Die Geldstrafe vom DFB ist also kein unmittelbarer Schaden, sondern ein künstlicher. Und Verursacher sind auch nicht die Zünder, sondern eben der DFB.
Es ist wirklich erstaunlich wie diese Strafe von der Masse als unumstößliche direkte Folge wahrgenommen wird. Dabei ist diese Strafe doch gleich aus mehreren Gründen absurd:
1) Warum ist der DFB legitimiert dazu Richter zu spielen? Wenn eine Straftat begannen wird, ist das Sache des Staates. Der DFB spricht ja auch keine Geldstrafe aus wenn im Stadion jemand beklaut wird o.ä.
2) Warum wird mit dem Verein ein dritter bestraft, der nachweislich nicht im geringsten etwas unternehmen könnte!? Selbst wenn der DFB also ein anerkannter Richter wäre, solch eine Strafe ist mit dem Rechtsstaatsprinzip absolut nicht vereinbar.
3) Welche Daseinsberechtigung hat die Strafe? Der Sinn einer Strafe liegt eigentlich in der Abschreckung oder eben im Schuldausgleich. Beides ist in der Theorie schon nicht möglich wenn eben ein dritter und nicht der Täter bestraft wird. In der Praxis wird es noch deutlicher, schliesslich gibt es nachweislich keinen Erfolg.
4) Wonach richtet sich die Strafe? Die Summen sind doch vollkommen willkürlich. Der DFB spielt einfach mit der Empörung der Masse. Er kann ein paar Tausend ansetzen, oder 100.000 oder eben über eine Millionen durch ein Geisterspiel. Warum weshalb wieso ist nicht nachzuvollziehen, einzig der zuvor erfolgte Mediale Aufschrei scheint entscheidend zu sein. Es ist eine dreiste Lüge das der DFB sich ja darum kümmern müsste. Das macht er wie gesagt bei allen anderen Straftaten auch nicht (und hier ist es nur eine Ordnungswidrigkeit).
Alles in allem ist diese Bestrafung also vollkommen Sinnbefreit und Wurzel allen Übels. Es liegt rechtlich doch eigentlich im Ermessen des Vereins als Gastgeber ob er die Zündelei toleriert oder ein Hausverbot ausspricht. Wie bei dem gebrachten Beispiel auf dem Konzert. Hier ist ja auch kein Verband in der angeblichen Pflicht dagegen etwas zu unternehmen. Wenn Veranstalter, und Security sich so absprechen das man gewähren lässt, sind alle happy. Obwohl es keine Gesetzesänderung gab hat der DFB es ja über 15 Jahre selbst so gehandhabt. Pyro wurde doch nicht auf einmal gefährlicher oder hat mehr Schäden verursacht, die Diskussion entstand nur auf Grund dieser künstlichen Strafe!
Die Pyro Anhänger wissen das alles und vor allem wissen sie, dass sowohl ihr eigenes, als auch das vom DFB erstellte Gutachten exakt das bestätigt. Das der DFB trotzdem diese künstliche, sinnbefreiten Strafen ausspricht und so mit der Masse spielt, zeigt eben das dem DFB gar nicht an einer Verbesserung gelegen ist.
Auf Grund dessen ist die Situation auch so wie sie ist. Selbst wenn man sagen würde das einem Bengalos jetzt gar nicht SO wichtig sind und das man theoretisch darauf verzichten könnte, wäre eine Aufgabe nichts anderes als eine Bestätigung bzw. ein Sieg für die Unrechtmethoden des DFB. Bei der ganzen Vorgeschichte, der Verarsche und den Lügen ist das unvorstellbar.
Mit dem Vorschlag das man das ganze noch auf dem Rücken einer Stiftung austrägt, wäre das wirklich ein ganz neues, sorry aber, perverses Level. Wer nach einer ernsthaften Lösung sucht muss nicht unbedingt die Legalisierung fordern (obwohl es in meinen Augen die einzige Möglichkeit ist), aber er sollte mindestens einen Vorschlag bringen der die Unrechtmethoden des DFB nicht legitimiert. Alles andere ist keine Basis.
genius4u hat geschrieben:
Dann bitte ich um Aufklärung. Welches sind denn deiner Meinung nach die negativen Entwicklungen durch die Kommerzialisierung des Fußballs in den letzten 20 Jahren? Wann und wo wurden dementsprechend von Teilen der Fans die Stimme dagegen wegen der Entwicklung erhoben?
Ich habe heute im RB Leipzig Thread einen Text über das Thema Kommerzialisierung gepostet der genau das beschreibt:
viewtopic.php?f=15&t=23639&p=4881819#p4881819Und wenn du wissen möchtest wie dagegen protestiert wurde (genau genommen ist die Begründung der Ultragruppen ja eben dieser Widerstand), und die ganzen Proteste über zu hohe Eintrittspreise, weniger Stehplätze, immer weniger Platz für Banner auf Grund von Werbebanden, fragwürdige Partnerschaften, mehr und mehr Werbung (Ecken, Karten, Minuten), Ausgliederungen, Fanfeindliche Anstoßzeiten! usw, nicht mitbekommen hast in den letzten 20 Jahren, solltest du dich mal mit den ganzen Bündnissen wie ProFans oder Baff beschäftigen, die seit Jahren nichts anderes machen als sich für die Belange der Fans einzusetzen, die in erster Linie der Kommerzialisierung zum Opfer fallen.