Fazit der bisherigen Sommerzeit ist die Beantwortung der Frage für mich:
Ist Kenan Kocak ein guter Trainer?
Die Antwortet für mich lautet: nein.
Begründung:
ein guter Trainer versucht alles, um vorhandene Spieler besser zu machen, Ehrgeiz zu wecken, Freude für den Dienst an der Mannschaft und das Auftreten auf dem Platz (im Spiel, im Training) zu entwickeln.
Ist das Kocak gelungen?
Sein Auftreten und die Äußerungen über einzelne Spieler lassen mich vermuten: nein.
Dabei folgen seine Äußerungen im Sommer denen, die er schon im Winter über die Nachwuchsspieler äußerte:
https://www.sportbuzzer.de/artikel/96-meinung-der-wunsch-nach-neuen-kocak-sendet-deutliche-signale/Vielleicht auch ein Fingerzeig, daß Kocak lieber mit fast gleichalten Spielern (überspitzt) arbeitet als mit Nachwuchsspielern, für deren Ausbildung und Heranführung an die 1. Mannschaft es immer besonderer Fähigkeiten bedarf.
Es geht dabei nicht darum, daß Kocak aus welchen Gründen auch immer bisherige Spieler durch neue Spieler ersetzen möchte. Und es geht auch nicht darum, daß ein Trainer einzelnen Spielern in durchaus offenen (aber internen) Gesprächen aufzeigt, daß sie sich besonders anstrengen und einen besonderen Ehrgeiz zeigen müssen, um am Spieltag im Kader und auf dem Platz zu stehen.
Sondern es geht darum, daß ein guter Trainer vorhandene Spieler bis zum letzten Tag ihres Vertrages pusht und das Gefühl gibt, sie sind Teil des Teams.
Kocak zeigt in seinen Äußerungen, daß er dies nicht für notwendig hält.
Offenbar (hoffentlich) hat Kocak andere Arten der Motivation im Köcher, so daß sein Verhalten, für ihn persönlich nicht mehr wichtige Spieler bereits vor der eigentlichen Vorbereitung zu demotivieren, einem Plan folgt und nicht einfach Ausdruck der Unfähigkeit von Kocak ist, nicht nur auf das für sich selbst beste zu schauen, sondern auf das Team, zu dem alle Spieler gehören.
Für mich macht es sich Kocak bisher jedoch zu einfach, in dem er Spieler verbal aussortiert, bevor (!) überhaupt die Saisonvorbereitung stattgefunden hat.
Damit schiebt er die Verantwortung von sich zu den Spielern:
sucht Euch neue Teams.
Bleiben einzelne Spieler dann hier (und der Erfolg aus), kann Kocak die Verantwortung erneut von sich schieben: ich wollte ja mit diesen Spielern nicht mehr arbeiten.
Dann natürlich ist es schwieriger, grundsätzlich auch weiterhin mit Spielern zu arbeiten (trainieren), die man als Trainer nicht mehr möchte. Aber das gehört zum Job.
Es gehört aber auch mal wieder typisch zu H96 bzw. zur KGaA, daß trotz einer Finanznot wie noch nie der Trainer offenbar nach seinem Bauchgefühl Spieler aussortiert (und damit Werte vernichtet) und neue Spieler scoutet und holt, ohne daß jemand als wirtschaftliches Korrektiv eingreift. Aber diese Narrenfreiheit kreide ich nicht Kocak an, daß sind die kindischen Strukturen bei H96, die immer weiter abwärts führen.
Noch etwas zum sportlichen:
Fakt ist, H96 hat mit Kocak noch den 6. Platz erreicht.
Fakt ist aber auch, daß die Startperformance von Kocak nicht viel besser war als die von Slomka:
Bilanz Slomka:
3 Siege - 5 Remis - 4 Niederlagen mit 14 Punkten, Schnitt von 1.16 Punkten
Bilanz Kocak:
5 Siege - 3 Remis - 4 Niederlagen mit 18 Punkten, Schnitt von 1.5 Punkte
Mit dem Vorteil für Kocak, neben den wichtigen neuen Wintertransfers auch bereits ein Team übernommen zu haben. Und daß nach seiner Verletzung "pünktlich" zu Kocaks Amtsübernahme Maina für den Rest der Saison gesund und munter war. Ein Spieler, dem allgemein attestiert wird, neben Anton "der" Unterschiedsspieler für die Mannschaft (gewesen) zu sein.
Punktebilanz H96 mit Maina in 24 Spielen: 1,625
Punktebilanz H96 ohne Maina in 10 Spielen: 0,9
Trotzdem setzte für H96 die positive Serie erst nach der Corona-Pause ein.
Aber auch hier täuscht die gute Abschlußplatzierung etwas über den sportlichen Verlauf hinweg: in den letzten 9 Spielen der Saison gab es 5 Siege, 3 Niederlagen und ein Unentschieden.
Das ist nicht überragend. Erst durch die schlechteren Serien der anderen Mannschaften im Mittelfeld konnte sich das Team mit dieser Bilanz noch auf Platz 6 hieven.
Betrachtet man Kocaks Zeit in Sandhausen (2 Spielzeiten + 1/4), so sieht man dort in den absolvierten vollen Spielzeiten jeweils zwei Gesichter: jeweils eine gute und dann eine schlechte.
In der Saison 16/17 wurde der Klassenerhalt erst am 33. Spieltag erreicht (am Ende Saisonplatz 10), nachdem Sandhausen überraschend dank einer starken Defensive bereits am 19. Spieltag 30 Punkte zusammen hatte.
Glaubt man dem Sandhausen-Forum, hat Kocak damals versucht, durch viele Rotationen (u.a. im Tor) neue Impulse zu setzen. Legitim, aber wie die Statistik zeigt weitestgehend erfolglos.
In der Saison 17/18 ein ähnliches Bild:
überdurchschnittliche Hinrunde, dann ein Nachlassen in den Ergebnissen, so daß auch erst nach dem 32. Spieltag der Klassenerhalt sicher war (am Ende Saisonplatz 11).
Diese Trainerleistung in seiner ersten Station (als Trainer) im Profifußball sind (aus meiner Sicht) ok. Und auch die Ergebnisse der Mannschaft von H96 in der Rückrunde. Sie sind für mich Durchschnitt angesichts der jeweiligen Umstände. Aber sie sind für mich kein Beweis dafür, daß Kocak die Erfahrung und den Erfolg aufweist, bei den Personalentscheidungen die Mannschaft von H96 betreffend freie Hand zu lassen von wegen "er weiß schon, was er tut".
Übrigens eine "Anekdote" am Rande:
Zitat:
Die Krise begann bereits Anfang des Jahres 2018. Seither gelangen in 24 Spielen nur vier Siege. Der letzte Heimsieg liegt mehr als neun Monate zurück.
https://www.sportbuzzer.de/artikel/kenan-kocak-sv-sandhausen-entlassen-zweite-liga-trainer-rauswurf/Das kennen wir ja in Hannover mit den fehlenden Heimsiegen.
Zurück zu Kocak bei H96:
mein persönliches Fazit (anhand seines bisherigen Handelns) zu Kocak habe ich bereits am Anfang geschrieben.
Um es deutlich zu sagen:
ich habe nicht geschrieben, Kocak sei ein schlechter Trainer.
Das kann ich nicht beurteilen (und werde ich wahrscheinlich nie tun).